Vorgeschichte der Pfarrei St. Hubertus Petershagen


Pfarrer Joseph Siebner   
Pfarrer
Joseph Siebner

1904 wurden in Rüdersdorf und in Hoppegarten (bis dahin zu den Pfarreien Fürstenwalde bzw. Wriezen gehörig) selbstständige Kuratien errichtet. Alle Orte bzw. Ortsteile, die jetzt zur Pfarrei Petershagen gehören, gehörten damals zur Kuratie Hoppegarten, nur Petershagen selbst wurde in den Gründungsurkunden der Kuratien Rüdersdorf und Hoppegarten nicht erwähnt. Es hing also kirchlich in der Luft! Erst 1908 entschied Kardinal Kopp in Breslau, dass Petershagen zu Rüdersdorf gehören soll. Bis 1925 wurde es von dort pastoriert. 1925 kam Petershagen zu Hoppegarten.
Im Mai 1927 wurde in der Kirchengemeinde Hoppegarten eine Mission abgehalten. Dabei stellte sich die dringende Notwendigkeit heraus, im Gebiet Petershagen / Fredersdorf / Neu-Vogelsdorf / Bruchmühle / Altlandsberg-Süd (wie das jetzige Fredersdorf-Nord damals hieß) eine neue Seelsorgestation zu gründen. Pfarrer Joseph Siebner (geb. am 7. Oktober 1879 in Lindenau Kr. Grottkau/OS, geweiht am 21. Juni 1904), seit 1908 in Hoppegarten, berief zum 10. November 1927 eine Versammlung der Katholiken dieses Gebietes ein. Daraufhin wurde ab Sonntag, den 4. Dezember 1927, an jedem Sonntag bis zur Einweihung der St. Hubertus-Kirche in Petershagen Gottesdienst gehalten im Tanzsaal des Gasthauses "Zu den drei Linden" am Bahnhof Fredersdorf; Eigentümer: Herr Oswald Dippold.


    ehemaliger Gasthof Zu den drei Linden
ehemaliger Gasthof "Zu den drei Linden"

Jetzt ist in diesem Raum die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses Centrum. - Am 8. Dezember 1927 wurde auf einer "Generalversammlung" der betreffenden Katholiken der "Katholische Kirchbau-Sammelverein Petershagen und Umgegend" gegründet, dessen Name am 2. Februar 1928 geändert wurde in "Katholischer Kirchbau-Sammel-Verein Petershagen-Fredersdorf". Zum Vorstand gehörten: Herr Pfarrer Siebner als geistlicher Beirat, aus Petershagen: die Herren Marquardt (1. Vorsitzender), Hartmann (2. Vorsitzender), Krajezyrski (1. Kassierer) und Frau Cremer (2. Kassierer), aus Fredersdorf Herr Ewald Geiger (1. Schriftführer) und aus Neu-Vogelsdorf Herr Johannes Schulz (2. Schriftführer).
Dieser Kirchbau-Sammelverein sammelte vor allem die Katholiken, die sich mehr und mehr hier ansiedelten, zu einer Gemeinde. Er sorgte für Gottesdienste, Gemeindefeste und Gemeindecaritas. - Der Verein bestand bis Anfang 1938, und zwar bis Anfang 1937 unter dem Vorsitz von Herrn Reinhard Marquardt, zum Schluss von Herrn Josef Minter.
Zu den Gottesdiensten im Tanzsaal wird folgendes berichtet: "Die für die hl. Messe notwendigen Gegenstände werden in einem kleinen Ankleideraum neben der Bühne des Tanzsaales aufbewahrt. Ein 75-jähriger pensionierter Beamter, Herr Thomas, und eine 56-jährige Witwe, Bertha Cremer, bauen Sonntag für Sonntag den Altar auf und werden dabei von zehn Männern und zehn Frauen unterstützt, die sich alle fünf Wochen abwechseln. Etwa neunzig Gegenstände - die Blumen, Vasen und Altarwäsche nicht gerechnet - müssen jedes Mal herbeigeholt und nach dem Gottesdienst wieder in den Ankleideraum gebracht werden, was nur Herr Thomas richtig fertig bringt. Thomas hat in den 6 ½ Jahren noch nicht einmal gefehlt.


Altar aus 12 Teilen   
Altar aus 12 Teilen

Der Altar muss aus zwölf Teilen zusammengesetzt werden und ist trotzdem noch nicht wackelig geworden. Punkt 7 Uhr ist Herr Thomas zur Stelle, klopft die Wirtsleute aus dem Schlaf, was im Winter nicht immer leicht ist, wenn die Wirtsleute wegen der am Sonnabend stattgefundenen Vergnügungen bis tief in die Nacht haben aufbleiben müssen, und beginnt mit seinen Helfern und Helferinnen die Aufbauarbeit, die bis 7.40 Uhr dauert. Um 7 Uhr läuft der Zug ein, der den Pfarrer von Hoppegarten zum Gottesdienst bringt. Wenn der Ankleideraum frei ist, beginnt in ihm das Beichthören und um 8 Uhr die hl. Messe, möglichst mit Predigt. Spätestens um 9 Uhr muss alles zu Ende sein, denn nur bis dahin steht der Saal zur Verfügung und um 9.05 Uhr geht auch schon wieder der Zug, der den Pfarrer zum Gottesdienst nach Hoppegarten zurückbringt. Trotz dieser Beschränkung ist den sonntäglichen Besuchern der Saal vertraut geworden. Der Eifer der Gemeindemitglieder versteht es, den Raum stimmungsvoll herzurichten, außer dem Messaltar wird sogar noch ein Marienaltärchen mit reichem Blumenschmuck in einer Ecke aufgestellt, und dieser Muttergottesaltar muss die Theke verdecken, die der Wirt in der Ecke eingebaut hat." - Zum ersten Gottesdienst am 4. Dezember 1927 kamen 70 Gläubige, im Jahre 1928 waren es sonntagsdurchschnittlich 81, 1929: 90, 1930: 135 (im Juni durchschnittlich 193, größte Zahl: Pfingstsonntag: 246), 1931: 185, 1932:251, 1933 schließlich: 350! Dafür reichte freilich der Saal nicht; selbst wenn die Bühne und der Gastraum hinzugenommen wurden, mussten noch Leute vor der Tür im Freien stehen. - Schon 1931 wurde eine eigene Monstranz gekauft und zwei Silberleuchter für den Marienaltar gestiftet.
Es wurden veranstaltet: Frühlingsfeste, Stiftungsfeste, Weihnachtsfeiern, Ausflüge. Am 5. November 1929 war ein "Eisbein- und Wurstessen, das sehr fidel und gemütlich" verlief. Über die Weihnachtsfeier 1931 wird berichtet: "Infolge der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse und weil dem Verein für diesen Zweck so gut wie keine Mittel zur Verfügung stehen, außerdem bereits der Elisabeth-Verein eine Bescherung in Neuenhagen veranstaltet hatte, sollte die diesjährige Weihnachtsfeier ganz ausfallen, was von den Mitgliedern und besonders den Kindern sehr bedauert wurde. So kam es, dass der Vorstand, dem Drängen der Kleinen nachgebend, sich in letzter Minute doch noch entschloss, eine Weihnachtsfeier mit Aufführungen der Kinder, die Frau Marquardt eingeübt hatte, zu veranstalten, die dafür auch recht stimmungsvoll und gemütlich verlief." - Vorträge wurden gehalten über religiöse und allgemeininteressante Themen (z.B. Brieftaubenzucht). - "Um zur Verschönerung des Gottesdienstes durch Chorgesang noch mehr wie bisher beitragen zu können, ist eine Gesangsabteilung von Damen und Herren des Vereins gebildet worden" - heißt es im Jahresbericht 1929.
Ebenfalls für 1929 wird berichtet: "Auch für die Wohlfahrt hat sich der Vorstand interessiert und ist diesbezüglich von einigen Mitgliedern, insbesondere den Damen Frau Geiger, Frau Cremer, Frau Fiedler, Frau Marquardt recht erfreuliche Arbeit geleistet worden. Über dieses Thema wird zu gegebener Zeit noch zu reden sein, insbesondere fehlt die Organisation." -